Schluss mit dem Bilderchaos
Gängige Small-Talk-Frage unter Hobbyfotografen, wie organisieren Sie Ihre Fotos? Die häufigste Antwort, gar nicht, ich lege sie in den Ordner ab. Natürlich verliert man so schnell den Überblick, wenn hundert Aufnahmen und mehr im Urlaubs-Ordner liegen. Dabei bringt die Digitalfotografie schon die Idealvoraussetzung für eine sinnvolle Sortierung mit. In den Bilddateien werden neben dem eigentlichen Foto auch Meta Informationen gespeichert. Mit diesen Infos und einem Bilderverwalter, der sie auswertet, lassen sich Aufnahmen nach Personen, Anlässen oder Stichworten sortieren. Nebenbei produzieren Bilderverwalter auch Galerien fürs Web und stellen Diashows zusammen. WIr haben sieben der preiswerten Allrounder getestet, und mit der Profi Lösung Adobe Photoshop Lightroom verglichen.
Der Aufbau eines Fotoarchivs mithilfe eines Bilderverwalters beginnt mit dem Import. Im Test mussten die Tools eine Datenmenge von 5000 JPEG, TIFF und RAW Aufnahmen bewältigen, insgesamt 10 GByte. Das ist für die Bilderverwalter kein Problem, auch die Formaterkennung klappt einwandfrei. Bis auf RAW Fotos. Zwar unterstützen alle getesteten Tools das Profi Format, allerdings nur für Bilder von weitverbreiteten Kameras wie der Canon EOS 400D. Lediglich Lightroom erkennt auch RAW Aufnahmen von abseitigen Kameramodellen.
Große Unterschiede gibt es bei der Performance. So braucht Magix Digital Foto Maker für die 5000 Bilder satte 80 Minuten. Gute Tools wie der Testsieger acdsee pro2 dagegen schaffen das in maximal 20 Minuten.
EXIF und IPTC: Meta Informationen füttern die Datenbank
Sind die Bilder eingelesen, geht es an die Analyse der Metadaten, und die gibt es in zwei Formaten. EXIF (Exchangeable Image File) enthält technische Informationen wie Aufnahmedatum, Blende oder Belichtungszeit. IPTC (International Press Telecommunications Council) ist auf inhaltliche Angaben wie Kommentare und Stichwörter spezialisiert. Alle Metadaten werden direkt im JPEG oder TIFF gespeichert.
Gerade mit IPTC tun sich einige Tools schwer. Picasa 2 etwa unterstützt IPTC nur zum Teil. Es speichert Bildunterschriften und Stichwörter, die übrigen IPTC Felder lassen sich nicht editieren. Noch weniger kann digital Foto Maker, es zeigt nur EXIF Daten an, IPTC ignoriert er völlig.
Bei acdsee 10 fehlt die IPTC Stapelverarbeitung, nerig, wenn man viele Fotos gleichzeitig bearbeiten will. Vorbildlich gelöstist das bei großen Bruder acdsee pro, dessen Editor das Bearbeiten von Metadaten stark vereinfacht. Er transferiert Feldinhalte per Knopfdruck, etwa EXIF-Infos in IPTC Felder. Allerdings braucht das Tool viel Zeit, um geänderte Einträge zu synchronisieren. Bei 1000 Fotos dauert es rund 20 Minuten, zu langsam im Vergleich zu MediaDex 2, das diesen Job in rund 30 Sekunden erledigt.
Die besseren Bilderverwalter in unserem Test unterstüthen zusätzlich XMP (Extensible Metadata Platform), das Metadatenformat von Adobe. XMP nimmt sowohl EXIF als auch IPTC Daten auf. Zudem können XMP Einträge beliebig lang sein, und ihre Anzahl ist theoretisch unbegrenzt.
Große Archive mit über 10000 Fotos sollten Sie auf mehrere Kataloge aufteilen. Doch nicht jedes Tool kann das. acdsee wirft alles in einem Topf, ebenso Digital Foto Maker und Picasa. Ansonsten erfolgt die Kategorisierung anhand der EXIF und IPTC Daten, und damit lassen sich die Fotos meist komfortabel sichten. Besonders elegant, in Lightroom wandert ein Bild per Klick in die „Schnellkollektion“.
Fotos finden, auch komplexe Suchabfragen sollten möglich sein
Nach dem Indizieren der Metadaten will man die Informationen nutzen. Am einfachsten erledigt das die Schnellsuche direkt im Startbildschirm. Das beherrschen alle Programme bis auf ThumbsPlus 7x. Eine komplexe Suche braucht zusätzliche Optionen wie „Finde alle Landschaftsaufnahmen aus einem bestimmten Zeitraum, schließe aber Fotos aus, die das IPTC-Tag -Nebel- enthalten“. Da müssen einfache Programme wie Picasa, Digital Foto Maker und ThumbsPlus passen, da sie einzelne IPTC-Felder nicht als Kriterium verwenden können.
Fehlen die passenden Tags in IPTC oder EXIF, muss die Software per inhaltlicher Bildanalyse bestimmte Motive finden. Hier laufen ThumbsPlus und Digital Foto Maker zur Hochform auf. In ThumbsPlus lässt sich zusätzlich die Stärke der Ähnlichkeit der zu suchenden Bilder per Schieberegler festlegen. Der Rest des Testfeldes beherrscht nun die simple Dublettensuche. Wobei Lightroom und Picasa schon beim Import Alarm schlagen, falls die Option in der Grundkonfiguration aktiviert ist.
Enttäuschend ist, erst wenige Tools unterstützen das beliebte Geotagging. Nur Lightroom kann alles, nämlich Fotos nach GPS-Koordinanten suchen und sie mit Kartenmaterial aus Google Maps verknüpfen. Ein Feature, das zum Standartrepertoire jedes Bilderverwalters gehören sollte, vielleicht klappt das ja im nächsten Jahr.
Quelle: Chip.de Heft-Ausgabe 8.2008